Brennnessel ist entgegen der Meinung vieler Gartenbesitzer kein Unkraut, sondern eine sanfte Arznei bei Rheuma und Prostatabeschwerden.
STECKBRIEF – BRENNNESSEL
Verwendete Arten
Große Brennnessel (Urtica dioica L.) und Kleine Brennnessel (Urtica urens L.)
Verwendete Pflanzenteile
Blätter und Wurzel
Sammelzeitpunkt
Die Blätter sammelt man im Juni und Juli, die Wurzel wird im Frühjahr oder Herbst gegraben.
Wirkstoffe
(Blätter): Flavonoide, Kaffeesäureester (u.a. Kaffeoylchinasäuren), Cumarine, Eisen, Kieselsäure, Kaliumsalze; (Wurzel): Lektine, Phytosterole, Cumarine, Lignane, Polysaccharide
Wirkeigenschaften
(Blätter) entzündungshemmend, wassertreibend; (Wurzel) entzündungshemmend, verzögert das Wachstum der Prostata
Wirkmechanismus
Wie klinische Tests zeigten, basiert der entzündungshemmende Effekt vor allem auf dem in den Blättern enthaltenen Caffeoylchinasäuren. Diese hemmen Stoffwechselvorgänge die bei der Entstehung von Entzündungsreaktionen eine Rolle spielen und lindern dadurch die daraus resultierenden Schmerzen. Die in den Blättern enthaltenen Mineralsalze erhöhen die Harnmenge. Bakterien und kleine Nierensteine können dadurch leichter ausgeschwemmt werden. Die in der Wurzel vorkommenden Phytosterole hemmen das Prostatawachstum.

Sinnvolle Anwendungen (laut HMPC und ESCOP)
- Brennnesselblätter als Tee zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und zur unterstützenden Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, sowie als Durchspülung zur Prophylaxe und Therapie von Nierengrieß
- Brennnesselwurzel (auch in Kombination mit Sägepalme) zur symptomatischen Behandlung von Miktionsbeschwerden im Zusammenhang mit leichten Formen benigner Prostatahyperplasie (BPH) wie schmerzhaftes und häufiges Wasserlassen, nächtlicher Harndrang und Harnverhalten
Weitere Anwendungen aus der Volksmedizin
- Kaltwasserauszug aus der frischen Brennnesselpflanze äußerlich als Haarwaschmittel bei irritierter Kopfhaut, für glänzendes Haar und gegen Haarausfall
- Tee aus den Blättern bei Harnwegsinfekten
Tagesdosierung
Die mittlere Tagesdosierung für Erwachsene liegt bei 10 bis 20g der getrockneten Blätter aufgeteilt auf 3-4 Teetassen (also ca. 2 Teelöffel getrockneter Brennnesselblätter pro Tasse) pro Tag.
Von der Brennnesselwurzel verwendet man 2 bis 3x täglich einen Teelöffel (2g) der grob zerkleinerten Wurzel pro Tasse Tee. Hierzu wird die Wurzel einige Minuten kurz aufgekocht und anschließend 10 Minuten ziehen gelassen.
Risiken und Nebenwirkungen
Brennnesseln sind im Allgemeinen sehr gut verträglich, in seltenen Fällen kann es zu allergischen Hautreaktionen und Magen-Darmbeschwerden kommen.
Anwendung bei Kindern
Auch wenn es keine Hinweise auf negative Auswirkungen gibt, wird die Anwendung von Brennnesselblättern Kindern aufgrund unzureichender Daten erst ab 12 Jahren, Brennnesselwurzel sogar erst ab 18 Jahren angeraten.
Schwangerschaft und Stillzeit
Es gibt keine Hinweise auf negative Auswirkungen in Schwangerschaft und Stillzeit.
Rezept: Haarwasser aus Brennnesseln
Für die Bereitung eines Haarwassers wird die frische Brennnessel mit Blättern und Stängel über Nacht in kaltem Wasser angesetzt (ein Gefäß 2/3 mit Brennnesseln füllen und mit Wasser auffüllen) und am nächsten Morgen als Haarspülung benutzt.
Kurioses: Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden frische Brennnesseln – auch auf Anraten von Ärzten – auf schmerzende Gelenke aufgeschlagen. Im Sinne der Reiztherapie sollte das Entzündungsgeschehen auf diese Weise durchbrochen werden. Nach einem anfänglichen verstärkten Schmerz durch die Brennhaare der Brennnessel wurde über längere schmerzreduzierte Zeitspannen berichtet.
Autor: Arnold Achmüller, erstellt am 2. Dezember 2018 (zuletzt aktualisiert am 18. Februar 2020)
Quelle: Assessmentreport der EMA (Europäische Arzneimittelagentur)
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