Holunder ist ein natürliches Mittel gegen Fieber. Früher zog man aus Ehrfurcht vor diesem mythologisch und medizinisch hochverehrten Strauch sogar den Hut.
STECKBRIEF – HOLUNDER
Verwendete Arten
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra L.)
Verwendete Pflanzenteile
Blüten, Früchte
Sammelzeitpunkt
Die Blüten werden von Mai bis Juli, die vollreifen Früchte werden von August bis Oktober gesammelt.
Wirkstoffe
(Blüten) Flavonoide, Hydroxyzimtsäurederivate, ätherisches Öl, Gerbstoffe; (Früchte) Flavonoide, Anthocyanglykoside, Bitterstoffe, Vitamine (A, B1, B2, C)
Wirkeigenschaften
(Blüten) Fiebersenkend, schleimlösend, etwas immunstimulierend, (Früchte) leicht abführend (frisch), antioxidativ
Wirkmechanismus
Diese Effekte werden vor allem den Flavonoiden sowie verschiedenen sogenannten Hydroxyzimtsäurederivaten zugeschrieben. Schleimstoffe, ätherisches Öl und Gerbstoffe gelten ebenfalls als wirksamkeitsbestimmend. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht eindeutig geklärt, die Forschung geht allerdings davon aus, dass die schweißtreibende Wirkung durch eine gesteigerte Erregbarkeit der Schweißdrüsen für Wärmereize hervorgerufen wird. Bei entsprechender Bettruhe kommt es durch die vermehrte Schweißproduktion zu einer Senkung der erhöhten Körpertemperatur.

Sinnvolle Anwendungen (laut HMPC und ESCOP)
- Tee aus den Blüten als schweißtreibendes Mittel bei banalen Erkältungskrankheiten
Weitere Anwendungen aus der Volksmedizin
- Gelee und der gekochte Saft aus den Beeren innerlich bei Erkältungskrankheiten
- Frische Blätter äußerlich als Auflage bei Wunden, Hautentzündungen, Muskel- und Gelenkbeschwerden
- Frische Blätter äußerlich als Auflage auf die Schläfen bei Kopfschmerzen
- Rinde und Wurzel früher als Abführmittel (gilt heutzutage als obsolet, weil es mittlerweile verträglichere Alternativen gibt)
Tagesdosierung
Die mittlere Tagesdosierung für Erwachsene liegt bei 10 – 15 g der getrockneten Blüten aufgeteilt auf 3-4 Teetassen pro Tag. Beim Saft aus den gekochten Früchten werden mehrmals täglich 100ml (verdünnt mit etwas Wasser und warm getrunken) empfohlen.
Risiken und Nebenwirkungen
Rohe Früchte, aber auch der Tee aus der Wurzel, den Blättern und der Rinde können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen. Von der innerlichen Anwendung von Rinde, Wurzel und Blättern muss deshalb abgeraten werden.
Anwendung bei Kindern
Aufgrund fehlender Daten wird die Anwendung von Holunder Kindern erst ab 12 Jahren empfohlen. Die empfohlene Tagesdosierung entspricht jener von Erwachsenen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Es gibt keine Hinweise auf negative Auswirkungen von Holunderblüten in Schwangerschaft und Stillzeit.
Tipps für den Tee
Holunderblütentee sollte bei Erkältungskrankheiten am besten heiß getrunken werden, um die gewünschte Schweißproduktion (Schwitzkur) bei Fieber zusätzlich anzuregen. Außerdem sollte man sich ins Bett legen oder jedenfalls hinlegen.
Aus den frischen Holunderblüten lässt sich auch ganz einfach ein leckerer Holunderblütensirup zubereiten.
Kurioses: In der alpinen Heilkunde heißt es vielerorts bis heute, man möge vor einem Holunderstrauch den Hut ziehen. Diese Ehrfurcht kommt zum einen von der mythologischen Verbindung des Holunderstrauches zur germanischen Erdgöttin Hel (auch Frau Holle). Hiervon trägt der Holunder auch seinen deutschen Namen. Andererseits wurde der Holunder volksmedizinisch sehr breitgefächert eingesetzt. Von der Wurzel bis zu den Blüten wurde früher jeder Pflanzenteil in unterschiedlicher Weise genutzt. Daher schrieb bereits der bayrische Volkskundler Max Höfler über den Holunder, dass dieser Strauch für den deutschen Bauern eine lebendige Hausapotheke sei.
Autor: Arnold Achmüller, erstellt am 2. Dezember 2018 (zuletzt aktualisiert am 13. Mai 2020)
Quelle: Assessmentreport der EMA (Europäische Arzneimittelagentur)