Ingwer – Verhindert Reiseübelkeit

Ingwer hilft bei Reiseübelkeit und ist die perfekte Heilpflanze für kalte Wintertage. Deshalb empfiehlt sich, dieses Mittel im Haushalt vorrätig zu halten.

STECKBRIEF – INGWER

Verwendete Arten

Ingwer (Zingiber officinale Roscoe)

Verwendete Pflanzenteile

Rhizom (Wurzelstock)

Sammelzeitpunkt

Das Rhizom wird ca. 10 Monate nach Pflanzung eines Rhizomstückes (meist im Frühling) geerntet.

Wirkstoffe

Ätherisches Öl, Scharfstoffe (Gingerole, Shogaole)

Wirkeigenschaften

verdauungsanregend, gallentreibend, antiemetisch (Übelkeit wird reduziert), durchblutungsfördernd, krampflösend, entzündungshemmend, blutverdünnend, leicht tonisierend (kräftigend)

Wirkmechanismus

Die scharf schmeckenden Gingerole und Shogaole fördern die Speichel-, Magensaft- und Gallenproduktion, dadurch wirken diese verdauungsanregend und appetitsteigernd. Ingwer wirkt auch antiemetisch, krampflösend und bessert vor allem Übelkeit die in Folge der Reisekrankheit auftritt. Zudem wird die Bildung von Entzündungsstoffen im Körper gehemmt, wodurch leicht schmerzstillende, fiebersenkende und entzündungshemmende Effekte entstehen, die sich bei Erkältungskrankheiten und rheumatischen Erkrankungen positiv auswirken. Die Blutgefäße an der Hautoberfläche werden durch Ingwer erweitert, wodurch die Durchblutung gesteigert wird und es in der Folge – besonders bei Frösteln oder kalten Extremitäten – zu einem wärmenden Gefühl kommt.

Ingwer Reisekrankheit Übelkeit Erkältung Rheuma

Sinnvolle Anwendungen (laut HMPC und ESCOP)

  • Als Tee, Frischpflanze (gekaut) oder in Form von Dragees/Tabletten/Kapseln vorbeugend gegen Reiseübelkeit, sowie bei Übelkeit nach Operationen
  • Der Tee oder in Form eines wässrig-alkoholischen Auszuges innerlich bei dyspeptischen Beschwerden (Reizmagen) und Appetitlosigkeit

Weitere Anwendungen aus der Volksmedizin

  • Als Tee, Frischpflanze (gekaut) oder in Form eines wässrig-alkoholischen Auszuges bei Blähungen und Verdauungsbeschwerden
  • Der Tee, die Frischpflanze (gekaut) oder in Form eines wässrig-alkoholischen Auszuges bei beginnender Erkältung, Grippe oder bei Halsschmerzen

Tagesdosierung

Die mittlere Tagesdosierung für Erwachsene liegt bei 2-4 g der getrockneten Wurzel. Pro Tasse werden 0,5 bis 1 g Ingwer verwendet und bei Bedarf 2 bis 4x täglich eine Tasse getrunken. Zur Vorbeugung von Reiseübelkeit werden 0,5 bis 2 g Ingwer (meist in Form von Dragees,Tabletten oder Kapseln) 30 Minuten vor der Abfahrt eingenommen.

Anwendung bei Kindern

Aufgrund fehlender Daten wird Ingwer Kindern erst ab 6 Jahren empfohlen.

Risiken und Nebenwirkungen

Ingwer kann zu leichten Beschwerden im Magen-Darmtrakt (wie Sodbrennen) führen. Da Ingwer auch die Gallentätigkeit anregt, sollte man bei Gallensteinen oder Gallenentzündung auf Ingwer verzichten, da sich sonst das Krankheitsbild verschlechtern kann.

Schwangerschaft und Stillzeit

Bisherige Daten (http://www.embryotox.de) zeigen eine leichte Wirksamkeit bei Schwangerschaftsübelkeit und keine Hinweise auf eine schädigende Wirkung auf Kind oder Mutter. Die kurzfristige Anwendung in der üblichen Dosierung gilt deshalb als vertretbar. Für die Stillzeit liegen keine Daten vor.

Den Tee kochen!

Ingwer sollte am besten mit heißem Wasser überbrüht und 5 Minuten aufgekocht werden. Den Ingwertee kann man auch mit dem Saft einer halben ausgepressten Zitrone ergänzen. Gerade bei Erkältungskrankheiten können die Flavonoide und das Vitamin C der Zitrone einen zusätzlichen Nutzen bringen.

Kurioses: Obwohl Ingwer aus Südostasien stammt, kam dieses Rhizom wegen dessen langer Haltbarkeit bereits in der Antike über Handelswege nach Europa. Hier war es als exotisches Gewürz- und Heilmittel – beispielsweise bei Hildegard von Bingen – äußerst populär und passte perfekt zur mittelalterlichen Säftelehre. Denn der scharf schmeckende und erwärmende Ingwer war in der Sicht der traditionellen europäischen Säftelehre das ideale Heilmittel bei „erkalteten Säften“, wie dies beispielsweise bei Schwäche und Erkältungen der Fall war.

Autor: Arnold Achmüller, erstellt am 2. Dezember 2018 (zuletzt aktualisiert am 14. Mai 2020)

Quelle: Assessmentreport der EMA (Europäische Arzneimittelagentur)

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