Kamille beschleunigt nicht nur die Abheilung von Wunden, sondern verringert auch Infektionen und beruhigt Krämpfe im Magen und Darm.
STECKBRIEF – KAMILLE
Verwendete Arten
Echte Kamille (Matricaria chamomilla L.)
Verwendete Pflanzenteile
Blütenköpfchen
Sammelzeitpunkt
Die Blütenköpfchen werden vom 3. bis 5. Tag nach dem Aufblühen von Mai bis Juni gesammelt.
Wirkstoffe
Ätherisches Öl (u.a. Matricin, Bisabolol), Flavonoide (u.a. Apigenin), Schleimstoffe
Wirkeigenschaften
entzündungshemmend, krampflösend, wundheilungsfördernd, antibakteriell, pilzhemmend
Wirkmechanismus
Kamillenblüten wirken in erster Linie entzündngshemmend und krampflösend. Verantwortlich ist dafür vor allem das in den Blüten enthaltene ätherische Öl, mit den Hauptbestandteilen Bisabolol und Matricin und diverse Flavonoide. Eine besondere Wirkung besitzt dabei Levomenol, ein in den Blüten enthaltenes ätherisches Öl. Dieses hemmt die Säureproduktion im Magen und fördert die Synthese magenschützender Stoffe.

Sinnvolle Anwendungen (laut HMPC und ESCOP)
- Tee, alkoholischer Auszug oder Flüssigextrakt bei Krämpfen im Magen-Darmtrakt, sowie bei entzündlichen Erkrankungen im Magen-Darmtrakt oder Mund- und Rachenraum
- Äußerlich als Salbe/Creme, Wickel, Lotion oder alkoholischer Auszug bei bakteriellen Hauterkrankungen, bei oberflächlichen Hautverletzungen, Dekubitus, Verbrennungen, Sonnenbrand, Frostbeulen, Operationswunden, Bestrahlungsschäden und Ulcus cruris
- Als Bad oder Waschung bei Erkrankungen im Genital- und Analbereich
- Als Inhalation bei Husten und Schnupfen
Weitere Anwendungen aus der Volksmedizin
- Innerlich als Tee bei Menstruationsbeschwerden, Gebärmutterentzündung und Wechseljahrsbeschwerden
- Äußerlich als Sitzbad oder Ölauszug bei Gebärmutterentzündung
Tagesdosierung
Die mittlere Tagesdosierung für Erwachsene liegt bei 12 g der getrockneten Blüten aufgeteilt auf 3-4 Teetassen pro Tag. Umschläge und Waschungen sollten mit 3-10 % Zubereitungen zubereitet werden. Für die Zubereitung von Bädern verwendet man 50 g getrocknete Blüten auf 10 l Wasser. Zur Inhalation wird eine Handvoll Kamillenblüten oder 2-3 Tropfen des ätherischen Kamillenöl in heißes Wasser gegeben.
Risiken und Nebenwirkungen
Kamille gilt als sehr gut verträglich. Bei bestehender Allergie auf Korbblütler sollte man auf Kamille verzichten.
Anwendung bei Kindern
Als Tagesdosierung für Kinder ab 6 Monaten gelten (getrocknete Blüten als Tee):
6 Monate-1 Jahr | 1-4 Jahre | 4-10 Jahre | 10-16 Jahre |
0,5-1 g | 1-2 g | 2-3 g | 3 g |
Schwangerschaft und Stillzeit
Es gibt keine Hinweise auf negative Auswirkungen in Schwangerschaft und Stillzeit.
Ätherische Öle sind schlecht wasserlöslich
Die hervorragenden wundheilungsfördernden und entzündungshemmenden Effekte sind auf die ätherischen Öle zurückzuführen. Das ätherische Öl ist allerdings schlecht wasserlöslich, deshalb wirkt ein Tee beispielsweise bei Magenschleimhautentzündung nur bedingt wundheilungsfördernd und entzündungshemmend. Ein alkoholischer Auszug ist hier viel effektiver. Die krampflösenden Flavonoide sind wasserlöslich, weshalb man bei Magen-Darmkrämpfen auch zu einem Tee greifen kann.
Kurioses: Der wissenschaftliche Name Matricaria leitet sich von matrix (=Gebärmutter) ab, da Kamille bereits in der Antike ein wichtiges Heilmittel bei Frauenkrankheiten war.
Autor: Arnold Achmüller, erstellt am 2. Dezember 2018 (zuletzt aktualisiert am 18. Februar 2020)
Quelle: Assessmentreport der EMA (Europäische Arzneimittelagentur)