Wermut Wermutwein Völlegefühl

Wermut – Regt die Verdauung an

Wermut regt die Verdauung an und war ein Highlights der mittelalterlichen Kräuterkunde. Als Tee oder Wermutwein hilft dieser bei Völlegefühl und Blähungen.

STECKBRIEF – WERMUT

Verwendete Arten

(Echter) Wermut (Artemisia absinthium L.)

Verwendete Pflanzenteile

Kraut (oberirdischen Teile einschließlich Blätter, Blüten und Stängel)

Sammelzeitpunkt

Die zarteren Teile des Krautes werden kurz vor dem Aufblühen von Juni bis September gesammelt.

Wirkstoffe

Bitterstoffe, ätherisches Öl

Wirkeigenschaften

verdauungsanregend, blähungstreibend, galletreibend

Wirkmechanismus

Die im Wermut enthaltenen Bitterstoffe regen die Produktion von Verdauungssäften an. Gleichzeitig erhöhen diese die Magen-Darmtätigkeit, wodurch eine Ursache für Übelkeit, nämlich die festgefahrene Magentätigkeit, wieder gebessert wird. Wermut erhöht darüber hinaus auch die Gallenproduktion, wirkt blähungstreibend und gilt als kräftigende Heilpflanze. Besonders nach überstandenen fieberhaften Erkrankungen mit allgemeiner körperlicher Schwäche, regt Wermut neben dem Tausendgüldenkraut den Appetit an und bringt einen schnell wieder auf die Beine.

Sinnvolle Anwendungen (laut ESCOP und HMPC)

  • Das Kraut als Tee oder Tinktur innerlich bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden (wie Völlegefühl, leichten Krämpfen und Blähungen)

Weitere Anwendungen aus der Volksmedizin

  • Das Kraut als Weinauszug innerlich bei Verdauungsbeschwerden, Übelkeit und Wurmbefall
  • Das Kraut als Tee oder Weinauszug innerlich als Stärkungsmittel für Senioren und nach einer überstandenen fiebrigen Erkrankung

Tagesdosierung

Für die Zubereitung eines Tees nimmt man ca. 1 g des getrockneten Krautes (1/2 bis 1 Teelöffel) pro Tasse Tee. Man kann hiervon bis zu 3-mal täglich eine Tasse trinken. Bei Appetitlosigkeit und zur allgemeinen Stärkung trinkt man diesen eine halbe Stunde vor dem Essen. Bei Verdauungsbeschwerden trinkt man den Tee dagegen nach dem Essen.

Risiken und Nebenwirkungen

Die Risiken des Wermut liegen im Thujongehalt des ätherischen Öls. Dieses wirkt in hohen Mengen nerventoxisch und löst sich besonders gut in Alkohol. Besonders hohe Mengen finden sich im puren ätherischen Öl. Letzteres findet deshalb heutzutage keine Anwendung mehr. Beim Weinauszug oder bei der Tinktur sollten nur kleine Mengen und diese nur kurze Zeit eingenommen werden. Bei der Zubereitung eines Tees erreicht man wegen der schlechten Wasserlöslichkeit des Thujons nicht die geforderten Grenzwerte. Trotzdem sollte man den Wermuttee nicht länger als 2 Wochen trinken und bei einer bekannten Allergie gegen Korbblütler gänzlich darauf verzichten. Bei vorhandener Magenschleimhautentzündung oder Sodbrennen können die enthaltenen Bitterstoffe die Beschwerden verschlimmern.

Anwendung bei Kindern

Aufgrund des enthaltenen Thujons und wegen fehlender Daten zur Sicherheit bei Kindern wird Wermut erst ab 18 Jahren empfohlen.

Schwangerschaft und Stillzeit

Wegen dem enthaltenen Thujon darf Wermut in Schwangerschaft und Stillzeit nicht verwendet werden.

Rezept: Wermutwein

Besonders beliebt ist nach wie vor ein Wermutwein. Hierfür nimmt man ein kleines Wermutblatt (ca. 2 g) und übergießt dieses mit ca. 500 ml Rot- oder Weißwein. Nach 1 Woche Stehzeit filtriert man den gewonnenen Wein in eine Flasche ab.

Kurioses: Wermut war auch die Ausgangssubstanz für die Herstellung des im 19. Jahrhunderts besonders in Künstlerkreisen berühmten Absinths. Da Absinth allerdings rasch zu rauschartigen Zuständen führte und beträchtliche Mengen des in hohen Dosen als Nervengift wirkenden Thujons enthielt, wurde dieser ab 1910 in den meisten Ländern verboten. Seit 1991 ist Absinth mit einem streng definierten Grenzwert an Thujon wieder erhältlich.

Autor: Arnold Achmüller, erstellt am 2. März 2020 (zuletzt aktualisiert am 25. April 2020)

Quelle: Assessmentreport der EMA (Europäische Arzneimittelagentur)

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