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Herbarium
Holunder ist ein natürliches Mittel gegen Fieber und Erkältungen. Früher war er zudem ein mythologisch hochverehrter Strauch.
[STECKBRIEF]
Laut den Empfehlungen der Europäischen Arzneimittelagentur (HMPC) und European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) können Holunderblüten als schweißtreibendes Mittel bei banalen Erkältungskrankheiten angewandt werden.
Holunderbeeren werden als Gelee oder in Form des gekochten Saftes innerlich bei Erkältungskrankheiten angewandt.
Die in großer Menge enthaltenen Polyphenole, sowohl in den Blüten als auch in den Beeren wirken antioxidativ. Besonders interessant erscheinen in diesem Hinblick die enthaltenen Phenolsäuren und die Anthocyane. Diese gehören zu den Flavonoiden und besitzen mehrere gesundheitsfördernde Effekte. Bezogen auf den Gehalt an Anthocyanen gehören Holunderbeeren neben Aroniabeeren sogar zu jenen Früchten mit dem höchsten prozentuellen Anteil an diesen antioxidativen und zellschützenden Stoffen. Außerdem sind in 100 g Beeren durchschnittlich 65 mg Vitamin B2, 18mg Vitamin C und 17 mg Folsäure enthalten. Holunderbeeren zeigten außerdem eine antivirale Wirkung gegenüber Influenzaviren (H9N2).
Die Samen der Holunderbeeren enthalten ein Blausäureglykosid namens Sambunigrin. Dieses ist in größeren Mengen gesundheitsschädlich. Eine Wärmebehandlung der Früchte/des Saftes oder auch das entfernen der Samen verringert die geringe Menge an Blausäure, wodurch dies gesundheitlich kein Problem mehr darstellt. Aus diesem Grund sollte man Holunderbeeren nicht roh essen.
Die mittlere Tagesdosierung für Erwachsene liegt bei 10 – 15 g der getrockneten Blüten aufgeteilt auf 3-4 Teetassen pro Tag. Beim Saft aus den gekochten Früchten werden mehrmals täglich 100 ml (verdünnt mit etwas Wasser und warm getrunken) empfohlen.
Rohe Früchte, aber auch der Tee aus der Wurzel, den Blättern und der Rinde können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen. Von der innerlichen Anwendung von rohen Früchten, Rinde, Wurzel und Blättern muss deshalb abgeraten werden.
Aufgrund fehlender Daten wird die Anwendung von Holunder Kindern erst ab 12 Jahren empfohlen. Die empfohlene Tagesdosierung entspricht jener von Erwachsenen.
Es gibt keine Hinweise auf negative Auswirkungen von Holunderblüten in Schwangerschaft und Stillzeit.
Holunderblütentee sollte bei Erkältungskrankheiten am besten heiß getrunken werden, um die gewünschte Schweißproduktion (Schwitzkur) bei Fieber zusätzlich anzuregen. Außerdem sollte man sich ins Bett legen oder jedenfalls hinlegen. Aus den frischen Holunderblüten lässt sich auch ganz einfach ein leckerer Holunderblütensirup zubereiten.
In der alpinen Heilkunde heißt es vielerorts bis heute, man möge vor einem Holunderstrauch den Hut ziehen. Diese Ehrfurcht kommt zum einen von der mythologischen Verbindung des Holunderstrauches zur germanischen Erdgöttin Hel (auch Frau Holle). Hiervon trägt der Holunder auch seinen deutschen Namen. Andererseits wurde der Holunder volksmedizinisch sehr breitgefächert eingesetzt. Von der Wurzel bis zu den Blüten wurde früher jeder Pflanzenteil in unterschiedlicher Weise genutzt. Daher schrieb bereits der bayrische Volkskundler Max Höfler über den Holunder, dass dieser Strauch für den deutschen Bauern eine lebendige Hausapotheke sei.
Zakay-Rones et al: Inhibition of several strains of influenza virus in vitro and reduction of symptoms by an elderberry extract (Sambucus nigra L.) during an outbreak of influenza B Panama. J Altern Complement Med. 1995; 1(4):361-369.
Harnett et al.: The effects of Sambucus nigra berry on acute respiratory viral infections: a rapid review of clinical studies. Adv Integr Med. 2020; 7(4):240-246.
Shahsavandi et al.: Interfering With Lipid Raft Association: A Mechanism to Control Influenza Virus Infection By Sambucus nigra. Iran J Pharm Res. 2017;16(3):1147-1154
Viapiana et al.: The Phenolic Contents and Antioxidant Activities of Infusions of Sambucus nigra L. Plant Foods Hum Nutr. 2017;72(1):82-87
Verwendete Arten
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra L.)
Verwendete Pflanzenteile
Blüten, Früchte
Sammelzeitpunkt
Die Blüten werden von Mai bis Juli, die vollreifen Früchte werden von August bis Oktober gesammelt.
Wirkstoffe
(Blüten) Flavonoide, Hydroxyzimtsäurederivate, ätherisches Öl, Gerbstoffe; (Früchte) Flavonoide, Anthocyanglykoside, Bitterstoffe, Vitamine (A, B1, B2, C)
Wirkeigenschaften
(Blüten) Fiebersenkend, schleimlösend, etwas immunstimulierend, (Früchte) leicht abführend (frisch), antioxidativ
Wirkmechanismus
Diese Effekte werden vor allem den Flavonoiden sowie verschiedenen sogenannten Hydroxyzimtsäurederivaten zugeschrieben. Schleimstoffe, ätherisches Öl und Gerbstoffe gelten ebenfalls als wirksamkeitsbestimmend. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht eindeutig geklärt, die Forschung geht allerdings davon aus, dass die schweißtreibende Wirkung durch eine gesteigerte Erregbarkeit der Schweißdrüsen für Wärmereize hervorgerufen wird. Bei entsprechender Bettruhe kommt es durch die vermehrte Schweißproduktion zu einer Senkung der erhöhten Körpertemperatur.
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