Herbarium
Die Kartoffel ist ein vielseitiges Gemüse, das nicht nur in der Küche Verwendung findet, sondern auch als Hausmittel bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen eingesetzt werden kann. Von Magenbeschwerden bis hin zu Muskelschmerzen gibt es zahlreiche sinnvolle Anwendungen für die Kartoffel.
[STECKBRIEF]
Ein bewährtes Hausmittel ist der Saft aus frischen Kartoffeln, der innerlich bei Sodbrennen, Magenkrämpfen und Gastritis angewendet werden kann. Es wird empfohlen, den frisch zubereiteten Kartoffelsaft am besten morgens auf nüchternen Magen zu trinken.
In der europäischen Volksmedizin sind weitere Anwendungen mit Kartoffeln bekannt. Gekochte Kartoffeln können als warmer Breiumschlag äußerlich bei Muskel- und Gelenkschmerzen, insbesondere im Schulter-, Rücken- und Kniebereich, verwendet werden. Frische Kartoffelscheiben können als Umschlag auf die Schläfen gelegt werden, um Kopfschmerzen zu lindern. Die Kartoffelstärke eignet sich äußerlich als Badezusatz bei Psoriasis oder trockener Haut.
Für die Anwendung von Kartoffelbädern bei Psoriasis empfiehlt es sich, etwa ein halbes Kilogramm Kartoffelstärke (oft fälschlicherweise als Kartoffelmehl bezeichnet) mit etwas kaltem Wasser zu einer homogenen Mischung zu verrühren. Diese Mischung wird dann in die mit warmem Wasser gefüllte Badewanne gegeben. Das Baden in dieser Lösung sollte etwa 20 Minuten dauern, danach kann man sich mit rückfettendem Mandelöl (früher verwendete man Schweineschmalz) einreiben und sich ausruhen. Das Kartoffelbad sollte zwei- bis dreimal wöchentlich durchgeführt werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Bei der Verwendung von Kartoffeln als Hausmittel müssen auch die potenziellen Risiken und Nebenwirkungen berücksichtigt werden. In Kartoffeln sind Alkaloide, insbesondere Solanin und Chaconin, enthalten. Diese Alkaloide sind in der Kartoffelknolle ungleichmäßig verteilt und kommen vor allem in und direkt unter der Schale sowie an den Keimstellen vor. Grüne Verfärbungen der Kartoffeln deuten auf erhöhte Alkaloidwerte hin. Es ist daher ratsam, grüne Stellen großzügig zu entfernen. Kartoffeln mit mehreren grünen Stellen sollten auf keinen Fall verzehrt werden. Gleiches gilt für bereits ausgekeimte Kartoffeln und vertrocknete Kartoffeln. Die Alkaloide werden durch Kochen oder Braten nicht zerstört, sie lösen sich lediglich im Wasser auf und werden nur teilweise mit dem Kochwasser ausgespült.
Die giftigen Alkaloide der Kartoffel sind in allen Teilen der Pflanze, aber in unterschiedlichen Mengen enthalten. Sie finden sich vor allem in den oberirdischen Trieben und den Keimen. Eine akut toxische Dosis beträgt etwa 2 bis 5 mg Alkaloide pro kg Körpergewicht, während die minimale tödliche Dosis bei 3 bis 6 mg Alkaloide pro kg Körpergewicht liegt. Ein Erwachsener mit einem Körpergewicht von 70 kg müsste demnach mit Vergiftungserscheinungen rechnen, wenn er etwa 140 mg Kartoffel-Alkaloide aufnimmt.
In der Schale von richtig gelagerten und geschälten Kartoffeln (moderne Sorten) liegt der Alkaloidgehalt unter 7 mg/100 g, was als unbedenklich betrachtet werden kann. Laut dem Deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung kam es in den letzten 50 Jahren zumindest in Deutschland zu keinen Todesfällen in Verbindung mit Kartoffelvergiftungen. Wenn geschälte Kartoffeln jedoch nicht schnell verarbeitet werden und grün werden, kann der Alkaloidgehalt auf 55 mg pro 100 g Frischpflanze ansteigen. In diesem Fall können tatsächlich Vergiftungssymptome auftreten.
Es ist also wichtig, Kartoffeln sorgfältig zu behandeln und bei grünen Stellen oder verdächtigen Verfärbungen vorsichtig zu sein, um potenzielle Vergiftungsrisiken zu minimieren. Im Zweifelsfall sollte immer ein Arzt konsultiert werden, insbesondere wenn Vergiftungssymptome auftreten.
Aufgrund fehlender Daten zur Sicherheit wird derzeit von der Anwendung von Kartoffelsaft bei Kindern abgeraten.
Aufgrund des erhöhten Alkaloidgehalts bei unsachgemäßer Handhabung wird empfohlen, während der Schwangerschaft und Stillzeit auf industrielle Kartoffelsaftprodukte zurückzugreifen. Diese pharmazeutischen Fertigpräparate werden so hergestellt, dass der Gehalt an Solanin und Chaconin unter dem Grenzwert von 10 mg/100 ml liegt. Der Konsum solcher Produkte sollte jedoch nur nach ausdrücklicher Erlaubnis für die Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit erfolgen. Selbstgemachte Kartoffelsäfte werden hingegen nicht für Schwangere und stillende Frauen empfohlen.
Kartoffelsaft gegen Sodbrennen lässt sich schnell herstellen, indem man den Saft von zwei frischen, mittelgroßen Kartoffeln presst. Dieser Saft sollte jedoch unmittelbar nach der Zubereitung, idealerweise morgens vor dem Frühstück, getrunken werden. Um den Geschmack zu verbessern, kann etwas warmes Wasser oder Karottensaft hinzugefügt werden.
Die Kartoffel wurde noch nicht von Fachgesellschaften wie HMPC, ESCOP oder der Kommission E behandelt, daher gibt es noch keine offiziellen Empfehlungen oder Monographien. Dies ist überraschend, da Kartoffeln weltweit verwendet werden und es mehrere klinische Studien gibt. Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigt zum Beispiel, dass die in Kartoffeln enthaltenen Zuckerbestandteile die Magensäure reduzieren, Magengeschwüre verbessern und die Regeneration der Magenschleimhaut fördern können. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass dies auch die Aktivität von Helicobacter pylori hemmt, einem Keim, der oft mit Magenschleimhautentzündungen in Verbindung gebracht wird.
Auch eine kleine Pilotstudie aus dem Jahr 2006 mit 44 Patienten ergab ähnlich positive Ergebnisse nach einer einwöchigen Einnahme von zweimal täglich 100 ml Kartoffelsaft. Die Anwendung bei Hauterkrankungen, Kopfschmerzen und als Auflage bei Schmerzen basiert jedoch bisher nur auf Erfahrungen aus der Volksmedizin.
In der europäischen Heilkunde war Sebastian Kneipp (1821-1897) einer der ersten, der über die positiven therapeutischen Effekte der Kartoffel berichtete. Er empfahl beispielsweise, Kartoffelbrei als Wickel bei entzündlichen Erkrankungen zu verwenden. Dafür sollten die Kartoffeln mit Schale gekocht, in ein Säckchen gefüllt und dann zerdrückt werden. Das Säckchen wurde warm auf die betroffene Stelle gelegt, mit einem Zwischentuch bedeckt und mit einer Wolldecke umwickelt.
Quellen:
Bandanavalu Chandrashekar K. et al. (2016): Gastro protective and H(+), K(+)-ATPase/H. pylori inhibitory properties of pectic polysaccharides from potato. Int.J.Biol.Macromol.; 84:385-93.
Chrubasik S. et al.: Efficacy and tolerability of potato juice in dyspeptic patients: a pilot study. Phytomedicine. 2006; 13(1-2):11-5.
Verwendete Arten
Kartoffel (Solanum tuberosum L.)
Verwendete Pflanzenteile
Knolle
Sammelzeitpunkt
Herbst
Wirkstoffe
Peptide, Polysaccharide
Wirkeigenschaften
neutralisierend auf die Magensäure (Kartoffelsaft), hautberuhigend (Kartoffelstärke), schmerzstillend (rohe Kartoffelscheiben), antibakteriell (Heliobacter pylori)
Wirkmechanismus
Kartoffelsaft besitzt die Eigenschaft, die Magensäure zu reduzieren. Diese Wirkung wird hauptsächlich den in der Kartoffel enthaltenen Peptiden und verschiedenen Zuckerbestandteilen zugeschrieben. Ein weiterer Aspekt der Wirkung beruht auf der natürlichen basischen Eigenschaft des Kartoffelsafts. Als natürlicher Puffer kann er die Magensäure reduzieren.
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