Enzian steigert durch den ausgeprägten bitteren Geschmack den Appetit. Aber auch Blähungen und Völlegefühl können dadurch gebessert werden.
STECKBRIEF – ENZIAN
Verwendete Arten
Gelber Enzian (Gentiana lutea L.)
Verwendete Pflanzenteile
Wurzel
Sammelzeitpunkt
Enzian steht unter Naturschutz! (man bekommt die Enzianwurzel aber über Apotheken oder Kräuterhöfe zu kaufen).
Wirkstoffe
Bitterstoffe (Secoiridoide), Xanthone, ätherisches Öl
Wirkeigenschaften
appetitsteigernd, verdauungsfördernd, blähungstreibend
Wirkmechanismus
Die in der Wurzel enthaltenen Bitterstoffe regen reflektorisch Speichel und diverse Verdauungssäfte an. Dadurch wird der Speisebrei besser verdaut, Völlegefühl gelindert und Blähungen reduziert. Zusätzlich kann – sofern man Enzian vor dem Essen einnimmt – auch der Appetit gesteigert werden.

Sinnvolle Anwendungen (laut HMPC und ESCOP)
- Als Tee, Tinktur oder Sirup innerlich bei Appetitlosigkeit, Völlegefühl oder Blähungen
Weitere Anwendungen aus der Volksmedizin:
- Als Tee, Tinktur oder Sirup innerlich als Stärkungsmittel
- Der Tee aus der Wurzel äußerlich als Waschung oder Umschlag auf Wunden und Geschwüre
Tagesdosierung
Die mittlere Tagesdosierung für Erwachsene liegt bei 2 bis 4 g der getrockneten Wurzel aufgeteilt auf 2 bis 3 Tassen Tee pro Tag. Alternativ kann man auch bis zu 3-mal täglich 2 bis 4 ml der Tinktur pur oder verdünnt in etwas Wasser einnehmen.

Anwendung bei Kindern
Es gibt keine Hinweise auf schädigende Wirkungen bei Kindern, trotzdem wird die Anwendung aufgrund fehlender Daten laut offiziellen Empfehlungen des HMPC Kindern erst ab 18 Jahren empfohlen.
Risiken und Nebenwirkungen
Die Risiken des Enzian liegen im anregenden Effekt auf die Magensäure. Bestehende Magenschleimhautentzündungen und Sodbrennen können sich dadurch verschlimmern. Ansonsten ist Enzian aber gut verträglich.
Schwangerschaft und Stillzeit
Derzeit liegen keine Hinweise auf eine schädigende Wirkung bei der Einnahme während Schwangerschaft und Stillzeit vor.
Amarogentin – Eine der bittersten Natursubstanzen
Enzian enthält mit Amarogentin eine der bittersten bekannten Natursubstanzen. 1 g dieser Substanz vermag es 58000 Liter Wasser bitter schmecken zu lassen. Auch wenn in der Wurzel diese Substanz nur in Spuren vorhanden ist, reicht relativ wenig pflanzliches Material um einen bitteren Enzianschnaps, -tinktur, oder -tee hinzubekommen. So braucht man beispielsweise für einen Liter Enzianschnaps lediglich 25 g getrocknete Wurzel.
Enzian – Steht unter Naturschutz!
Heute ist diese Heilpflanze wegen der ausgeprägten Sammeltätigkeit in den letzten Jahrhunderten selten geworden und steht im gesamten Alpenraum unter Naturschutz. Man muss aber trotzdem nicht auf diese wertvolle Heilpflanze verzichten, denn Enzian lässt sich auch auf Feldern kultivieren und ernten.
Unterschied Enzian und Germer
Als man noch Gelben Enzian selbst gesammelt hat, kam es immer wieder zu Verwechslungen mit dem giftigen Germer. Beide Pflanzen wachsen nämlich an ähnlichen Standorten und sehen sich tatsächlich sehr ähnlich. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal beider Pflanzen ist die Blattstellung. Beim gelben Enzian stehen diese gegenständig, beim Germer wechselständig. Beim Germer stehen die Blätter also nicht auf der selben Ebene, sondern sind treppenartig versetzt.
Kurioses: Enzian soll in der Antike erstmals von einem illyrischen König namens Gentios verwendet und bekannt gemacht worden sein. Dieser König soll einen aus Enzian zubereiteten Sirup gegen sein Magenleiden und die Enzianwurzel gegen die Pest verwendet haben. Der lateinische Name bezieht sich bis heute auf diese Legende.
Autor: Arnold Achmüller, erstellt am 26. Juli 2019 (zuletzt aktualisiert am 12. Mai 2020)
Quelle: Assessmentreport der EMA (Europäische Arzneimittelagentur)